Zitat von Pressemitteilung des DWDBerlin, 15. April 2008 – „Die Frage nach dem Ja oder Nein des Klimawandels hat sich erledigt. Die Veränderung des Klimas ist Teil unseres Alltags. Jetzt kommt es darauf an, alle Kräfte und Erkenntnisse zu bündeln, um die Folgen des Klimawandels in den Griff zu bekommen.“ Das erklärte Wolfgang Kusch, Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), bei der jährlichen Klima-Pressekonferenz des nationalen Wetterdienstes in Berlin. Das Klimasystem kenne keine nationalen Grenzen. Kusch: „Mein Eindruck ist, dass endlich auch bei Entscheidungen über die Anpassung an die Klimaveränderung globales Denken und Handeln voran kommt. Internationale Kooperationen sind unsere einzige Chance, wirkungsvolle Anpassungsstrategien umzusetzen.“
Die Folgen des Klimawandels können die nationalen Wetterdienste bereits beobachten und messen. So ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts die globale Jahresmitteltemperatur um gut 0,7 Grad gestiegen. In Deutschland waren es sogar 0,9 Grad. Dieser Anstieg erfolgte nicht gleichmäßig, sondern hat sich in den vergangenen 50 Jahren beschleunigt. Das Jahr 2007 gehört mit einer weltweiten Mitteltemperatur von 14,4 Grad Celsius (°C) zu den zehn wärmsten seit 1860. In Deutschland war es mit 9,9°C das zweitwärmste Jahr seit Beginn der deutschen Messreihen 1901. Nach Berechnungen des DWD hat allein das Jahr 2007 für Deutschland den Trend des Anstiegs der Jahresmitteltemperatur seit 1901 von 0,86 auf 0,93 Grad erhöht.
Das Wetter von morgen Mehr Dürren, mehr Hochwasser
Dürren im Sommer und Hochwasser im Winter: Nach langfristigen Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) muss sich Deutschland in den kommenden 100 Jahren auf erhebliche Klimaveränderungen einstellen. So werde die Jahresmitteltemperatur nach Modellberechnungen bis 2100 um bis zu vier Grad steigen, sagte DWD-Statistiker Paul Becker.
Nach den DWD-Berechnungen ist in Deutschland bereits bis zum Jahr 2050 mit einem Temperaturanstieg von 0,5 bis 2 Grad Celsius zu rechnen. Bis zum Jahr 2100 kann sich dieser Effekt auf 2 bis 4 Grad verstärken. Als Folge des Klimawandels wird die Hitzebelastung in den deutschen Sommern nach Einschätzung des Wetterdienstes deutlich zunehmen. Besonders treffen würden die Wärmerekorde nach den heutigen Prognosen Südwestdeutschland, das Rheinland sowie die Regionen Sachsen-Anhalt und Brandenburg.
Bis zu 15 zusätzliche Tage über 30 Grad im Schatten
Bis zum Jahr 2050 rechnet der DWD in diesen Gegenden mit jährlich 3 bis 15 zusätzlichen Hitzetagen über 30 Grad im Schatten. Bis zum Jahr 2100 könnten es in Süddeutschland sogar 30 zusätzliche Hitzetage sein - und damit rund doppelt so viele wie heute. Auch in Küstennähe und im Bergland würde es in 100 Jahren zwei bis zehn heiße Tage mehr im Jahr geben als heute.
Bei mehrwöchigen Hitzeperioden gab es in den vergangenen Jahren in Mitteleuropa Hitzetote und Wassermangel in der Landwirtschaft. Der DWD sieht auch Probleme bei der Kühlung von Gebäuden und befürchtet einen steigenden Energieaufwand für Klimaanlagen. Der Temperaturanstieg würde auch spürbare Auswirkungen auf die heutige Flora und Fauna haben, die sich nicht in diesem Tempo an Veränderungen anpassen kann. Das Bundesamt für Naturschutz warnt bereits davor, dass 5 bis 30 Prozent der einheimischen Arten allein wegen des Klimawandels verschwinden könnten.