Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat eine kritische Debatte über die Auswirkungen der weltweit steigenden Nachfrage nach Biokraftstoffen angemahnt.
Es dürfe nicht zum Konflikt kommen zwischen dem geförderten Anbau der benötigten Pflanzen für "Agrarkraftstoff" und der Herstellung von Nahrungsmitteln, warnte die Ministerin. ... Wieczorek-Zeul wies mit Blick auf den Klimawandel darauf hin, dass knapp 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen auf die Abrodung von Wäldern zurückzuführen seien. Im Entwicklungsministerium wird unter anderem auf das Beispiel Indonesien verwiesen. Berechnungen der Weltbank zufolge sei das Land durch die Entwaldung und die dadurch freigesetzten Treibhausgase zum drittgrößten CO2-Emittenten der Welt geworden. Wenn Wälder zur Produktion von Agrartreibstoffen abgeholzt würden, werde aber die Ökobilanz fragwürdig.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will ungeachtet zunehmender Kritik auch aus der Union am Ausbau der Biokraftstoffe festhalten. Wichtig sei dabei, dass sich dies am tatsächlichen Klimaschutzbeitrag dieses Energiepflanzeneinsatzes orientieren müsse, sagte Gabriel ... Nach Gabriels Plänen muss Normal- und Superbenzin ab dem 1. Januar 2009 zehn Prozent Bio-Ethanol beigemischt werden. Dem ADAC zufolge könnten damit ab Januar 2009 bis zu 1,5 Millionen Autos keinen normalen Sprit mehr tanken, sondern müssten auf teures Super-Plus umsteigen. Grund sei, dass Ethanol Schäden an bestimmten Motoren anrichten könne.
Umweltminister Gabriel gehört zweifelsohne zur Führungsreserve der SPD, ist zum Beispiel als Nachfolger des gesundheitlich angeschlagenen SPD-Fraktionschefs Struck im Gespräch. Höhere Weihen wird er allerdings wohl erst empfangen können, wenn er sein Haus besser in den Griff bekommt. Hier häufen sich in letzter Zeit umweltpoltische Irrwege und handwerkliche Pannen - zunächst beim schlampigen Umgang mit dem Dieselrußfilter und jetzt bei der geplanten Zwangsbeimischung von 10 Prozent Bioethanol beim Benzin.
So einfach geht es nicht, das ist klar. Wer Kraftstoff aus Rübe und Co. tanken will, muss viel bedenken. Denn Biokraftstoff ist ein Alkohol und der greift Metalle und Kunststoffe an. Bisher galt nur ein Anteil von fünf Prozent im Benzin als unbedenklich. Im Namen des Klimaschutzes wollte der Bundesumweltminister mehr, ab 2009 zehn Prozent Zwangsbeimischung, genannt E10. Doch damit hat er es sich zu einfach gemacht, kritisiert der ADAC. weiter...
Die Bundesregierung muss wegen des drohenden Scheiterns beim Biosprit nach Ansicht von Umweltverbänden ihre gesamte Klimaschutz-Strategie überdenken. "Bundesregierung und EU-Kommission haben auf zweifelhafte Agrarkraftstoffe gesetzt. Dieses Unterfangen ist auf ganzer Linie gescheitert", sagte Naturschutzbund-Präsident Olaf Tschimpke.
In der Koalition wird erwartet, dass Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) spätestens an diesem Freitag das vorläufige Aus für die 2009 beschlossene Verdoppelung des Biosprit-Anteils auf zehn Prozent verkündet. Denkbar sei, dass Gabriel die Umsetzung der Verordnung um einige Jahre verschiebt oder die Beimischungsquote reduziert. weiter Quelle: n-tv.de
Gabriel stoppt Biosprit-Verordnung E10 Falsche Zahlen als Grundlage
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zieht die umstrittene Biosprit-Verordnung zurück. Man wolle nicht die Verantwortung dafür übernehmen, "wenn Millionen Autofahrer an die teuren Super-Plus-Zapfsäulen getrieben werden", sagte Gabriel im ARD-Morgenmagazin. Deswegen habe er die Verordnung gestoppt. Der Minister sagte, er gehe von weit mehr als drei Millionen Fahrzeugen aus, die den höhreren Biosprit-Anteil nicht vertragen würden. weiter Quelle: tagesschau.de